„Für uns ist das schon immer ein wichtiges Thema gewesen. Ökologisch Handeln ist für einen Bioland-Hof unerlässlich. Aber die weitere Auseinandersetzung hat uns noch mal neue Denkanstöße gegeben“, erzählt Heinz-Jürgen Michel von der Firma Frische-Kiste. Das Pilotprojekt entstand anlässlich eines Entwicklungsauftrages des Bundesumweltministeriums sowie des Forschungszentrums Jülich und wurde von der Beraterin Mira Berger und dem Diplom-Ingenieur Ralf Borchers entwickelt. „Aktuell erproben wir unsere Idee mit zwei Unternehmen; eins davon ist der Bioland-Hof Voigt. Am Ende soll das Pilotprojekt in eine Seminarreihe für kleine und mittelständische Unternehmen münden“, so Mira Berger.
So hätte der Klimawandel nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf den Anbau von Pflanzen und Nahrungsmitteln, sondern auch auf die Arbeit der Mitarbeiter sowie die Instandsetzung von Gebäuden. „Wir haben einen Katalog zusammengestellt, in dem alle relevanten Punkte für den Bioland-Hof aufgeführt sind“, sagt Ralf Borchers. Ein kleiner Überblick: an die Temperatur angepasste Ernährung und Kleidung, Arbeitszeitverlagerung im Sommer, Dachbegrünung sowie Regenwassernutzung. „Einiges von den Punkten erfüllen wir schon“, ergänzt Heinz-Jürgen Michel. Viele Geschäftsführer würden die Folgen des Klimawandels unterschätzen, ist sich Mira Berger sicher. Muss sich zum Beispiel ein Steuerberaterbüro überhaupt mit Klimawandel beschäftigen? Die Geschäftsführerin kennt die Antwort: „Ja, es spielt für jedes Unternehmen eine Rolle. Mitarbeiter werden schneller krank, dadurch steigen Krankenkassenkosten und bei großer Hitze sinkt die Leistungsfähigkeit.“
Das Projekt wirkt sich besonders auf die Strukturen des Bioland-Hofs aus. Teamleiter wurden installiert, um so die Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung zu erleichtern. In mehreren Gesprächen mit den einzelnen Abteilungen erarbeitete Mira Berger verschiedene Konzepte. „Wir hatten schon immer flache Hierarchien, aber die Umstrukturierung hat einiges noch einmal leichter gemacht“, erzählt Heinz-Jürgen Michel. Demnächst wird das Gelände des Bioland-Hofs um eine Packhalle reicher. Bei der Planung dieser seien schon Ideen und Ergebnisse aus dem Projekt eingeflossen. „Die Arbeiter bekommen mehr Platz zum Packen der Kisten, da es bis jetzt doch relativ eng war. Außerdem wird das Dach mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet“, berichtet Michel, Fraktionsvorsitzender der Grünen in Syke. Die Solarmodule auf dem Dach erzeugen nicht nur Strom, sondern haben auch noch einen weiteren Vorteil. Welchen, das weiß Ralf Borchers. „Die Fotovoltaikanlage spendet Schatten und wird die neue Halle auch kühlen, was dann den Mitarbeitern zu Gute kommt. Gleichzeitig wird Energie gespart“, erklärt er.
Das Pilotprojekt neigt sich langsam dem Ende zu. „Allein Gespräche und die damit verbundene Sensibilisierung helfen der Umwelt und lassen Neues entstehen“, resümiert Ralf Borchers. Auch Heinz-Jürgen Michel zieht ein durchaus positives Fazit. Vor allem die Strukturen und Mitarbeitermotivation hätten sich verbessert. „Unsere Angestellten haben – unter dem Aspekt des Klimawandels – viele neue Ideen für den Neubau der Packhalle entwickelt“, erzählt er stolz. Einen Kritikpunkt hat er trotz allen Lobes dennoch: „Bei solchen Projekten geht es meist nur darum, wie man mit dem Klimawandel leben kann. Zu selten wird darüber gesprochen, wie man ihn verhindern kann.“